beograd gazela
deutsch    |    english    |    srpski    |    romani

Die Siedlung

Unter den zahlreichen Belgrader Elendssiedlungen ist Gazela zweifelsohne die exponierteste. Sie liegt in ausgesprochen zentraler Lage der Stadt ist nur durch den Fluss Save vom älteren Teil der Stadt getrennt und bloß zwei Kilometer von der Altstadt entfernt. In unmittelbarer Umgebung befinden sich die besten Hotels, das wichtigste Veranstaltungszentrum sowie die größte Sporthalle der Stadt.

Gazela ist aber nicht nur von großflächigen Wohnanlagen und repräsentativen öffentlichen Gebäuden umgeben, sondern vor allem von wichtigen Verkehrswegen: Längsseitig wird die Siedlung von Most Gazela, der Brücke der Autobahn E 75, sowie von einem Bahndamm begrenzt, über welchen der internationale Zugverkehr zum Hauptbahnhof geführt wird.

beograd gazela

So liegt die Siedlung nicht nur an der Hauptverkehrsader zwischen Belgrads Alt- und Neustadt, sondern exakt zwischen Schienen und Straße jener Transitstrecke, welche Europa von Nordwesten bis Südosten durchläuft und Belgrad mit Deutschland wie der Türkei verbindet. Diese extreme Lage erklärt den hohen Bekanntheitsgrad der Siedlung: Da über Autobahn und Zugtrasse nicht nur der internationale, sondern auch ein Großteil des regionalen wie innerstädtischen Verkehrs führt, ist Gazela so gut wie allen, die in Belgrad zu tun haben, ein Begriff, wenn auch nur „vom Vorüberfahren“.

Geschichte

Elendssiedlungen haben ihren Ursprung in einem notdürftigen Provisorium, etablieren sich jedoch aufgrund fehlender Alternativen, Ignoranz von Seiten der Behörden und Marginalisierung ihrer BewohnerInnen zu dauerhaften Wohnorten. So wurde die Entstehungsgeschichte von Gazela weder in Schrift noch in Bild festgehalten, dennoch lässt sich die Entwicklung der Siedlung nachvollziehen:

Gazela entstand etwa 1983 inmitten der dramatischen Wirtschaftskrise, welche Jugoslawien nach Josip Broz Titos Tod erfasste. In den 90er Jahren wuchs die Zahl der Häuser aufgrund massiver Flüchtlingsbewegungen infolge der Jugoslawienkriege stark an. Während des Kosovo-Kriegs zwischen 1998 und 2000 vervielfachte sich die Anzahl der Hütten und Baracken erneut. Das Wachstum der Siedlung hält bis zum heutigen Tag an, laut einer Zählung im Sommer 2007 – die aktuellsten verfügbaren Zahlen – gab es in Gazela 212 Haushalte, in denen etwa 1000 Personen lebten.